Mit zunehmendem Alter nimmt das individuelle Schlafbedürfnis oft ab – augenzwinkernd, aber wenig schmeichelhaft wird dieses Phänomen oft „senile Bettflucht“ genannt. Allerdings sind nicht alle frühaufstehenden Senioren senil oder fühlen sich auch nach einer kurzen Nacht erholt. Welche Gründe die sogenannte „senile Bettflucht“ hat und was Senioren gegen einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus unternehmen können, zeigen wir hier.
Senile Bettflucht – das Wichtigste in Kürze
- Senile Bettflucht ist ein Scherzbegriff – ein altersbedingt geändertes Schlafverhalten kann aber dennoch ein Problem sein
- Im Alter sinkt die Produktion des “Schlafhormons” Melatonin – leichterer Schlaf oder ein geringeres Schlafbedürfnis können die Folge sein
- Auch altersbedingte Krankheiten können zu einer Veränderung des Hormonhaushalts führen und Änderungen des Schlafverhaltens auslösen
Inhalt des Artikels
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Senile Bettflucht ist kein Scherz
Senile Bettflucht ist ein scherzhaft gemeinter Begriff – das weiß sogar Wikipedia und definiert ihn als „Scherzbezeichnung für ein vermindertes Schlafbedürfnis im Alter“. Obwohl senile Bettflucht selbst also keine Krankheit ist und in Wirklichkeit auch nicht zwangsläufig mit Senilität zusammenhängt, hat der Begriff dennoch einen ganz realen Hintergrund:
Mit zunehmendem Alter entwickeln sich auch einstige Nachteulen oft zum Frühaufsteher. Menschen über 60 schlafen im Durchschnitt unruhiger, werden in der Nacht schneller wach und bringen es meist nur noch auf etwa sechs Stunden Nachtschlaf.
Frühaufsteher durch hormonelle Veränderungen?
Grund für die Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die auch passionierte Langschläfer plötzlich zu frühaufstehenden Lerche werden lässt, ist dabei meist eine geringere Produktion des Hormons Melatonin. Üblicherweise wird Melatonin bei Dunkelheit gebildet, von der Zirbeldrüse im Gehirn ausgeschüttet und erzeugt Müdigkeit. Wird es am Morgen hell, sinkt die Ausschüttung des Hormons wieder und unser Körper erhält das Signal, wach zu werden. Allerdings sinkt die Produktion des „Schlafhormons“ erwiesenermaßen mit fortschreitendem Alter stark ab. Besonders extrem ist das Absinken des Melatonin-Spiegels insbesondere bei Demenz-Patienten zu beobachten. Schließlich sterben im Rahmen einer Demenzerkrankungen oft genau die Gehirnzellen ab, die üblicherweise den Schlaf regeln.
Das Sinken des Melatonin-Spiegels und die damit verbundene Änderung des Schlafverhaltens sind aber nicht für alle Senioren ein Problem. Viele sind auch dann fit, wenn die Nacht schon um 5 Uhr vorbei ist. Wer sich hingegen aufgrund fehlenden Schlafes den ganzen Tag über gerädert fühlt und unter dem Schlafmangel leidet, muss und sollte das Problem keinesfalls als „typische senile Bettflucht“ abtun – schließlich könnte auch etwas Ernsteres dahinterstecken.
Weitere Gründe für frühes Aufstehen im Alter
Wenn ältere Menschen morgens früher wach werden, hängt das nicht immer mit einem veränderten Hormonhaushalt zusammen. Vielmehr kann es auch andere Gründe für frühes Wachwerden geben:
Nicht selten ist bei älteren Menschen ein veränderter Tagesablauf Grund für ein geringeres Schlafbedürfnis in der Nacht. Schließlich können auch ein längerer Mittagsschlaf oder weniger Bewegung im Alltag dazu führen, dass das Schlafbedürfnis in der Nacht geringer ausfällt. Außerdem kann gelegentlich auch das Schnarchen des Partners schuld an der „Bettflucht“ sein.
Zusätzlich dazu kann das geringere Schlafbedürfnis aber auch Begleitsymptom von Krankheiten (z. B. Parkinson, Depression oder Demenz) sein oder als Nebenwirkung aus einer Medikamenteneinnahme resultieren.
Aufgrund eines geringeren Schlafbedürfnisses zum Arzt?
Wer nachts weniger schläft, sich aber dennoch fit und ausgeruht fühlt, braucht sich keine Sorgen zu machen. Auch der Gang zum Arzt ist dann nicht zwingend notwendig.
Anders sieht es hingegen dann aus, wenn der Verdacht besteht, dass eine Krankheit Grund für weniger Nachtschlaf ist. Insbesondere dann, wenn sich der Betroffene aufgrund der kurzen Schlafphasen in der Nacht abgeschlagen und nicht ausreichend ausgeruht fühlen, ist der Gang zum Arzt sinnvoll.
Die „innere Uhr“ tickt mit zunehmendem Alter anders
Obwohl ein geringeres Schlafbedürfnis im Alter auch mit einer Krankheit zusammenhängen kann, hat es in den allermeisten Fällen eine harmlose Ursache: die „innere Uhr“ tickt mit zunehmendem Alter einfach etwas anders.
Während jüngere Menschen, tendenziell länger wach bleiben, ausgehen und morgens lieber ausschlafen möchte, ändert sich der Tagesablauf älterer Menschen oft ganz automatisch. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass die „innere Uhr“ jüngerer Menschen eher auf Nachtaktivität eingestellt ist – im Laufe des Lebens ändert sich das jedoch, sodass ältere Menschen zu Frühaufstehern werden.
Was hilft gegen senile Bettflucht?
Nicht immer stellt ein altersbedingt verändertes Schlafverhalten ein Problem dar. Wie bereits erwähnt, fühlen sich viele Senioren auch nach nur sechs Stunden Schlaf fit und bereit für den Tag. Geht der geänderte Schlaf-Wach-Rhythmus jedoch mit ständiger Tagesmüdigkeit einher, kann er schnell zu einem echten Problem werden. Insbesondere berufstätige Menschen über 60 klagen dabei besonders oft über eine Verschlechterung der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit im Berufsalltag.
Werden Schlafmangel oder ein verändertes Schlafverhalten zum Problem, ist es ratsam, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen. Schließlich soll die amüsante Bezeichnung der „senilen Bettflucht“ nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch eine ernsthafte Erkrankung hinter dem geänderten Schlafverhalten stecken kann. So können beispielsweise auch Darmprobleme oder altersbedingte Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems für die Änderung des Hormonhaushalts und somit auch für das geänderte Schlafverhalten verantwortlich sein – diesen Zusammenhang belegen auch die Untersuchungen eines Forscherteams aus der Schweiz und den USA. Und auch die Nebenwirkungen von Medikamenten sowie Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer) können Grund für ruhelosen Schlaf, plötzliches Erwachen und damit auch für fehlenden Antrieb am Tage sein.
Sollte ein, im Alter, geändertes Schlafverhalten jedoch keine krankheits- oder medikamentenbedingte Ursache haben, können auch diese Tipps dabei helfen, die senile Bettflucht in den Griff zu bekommen:
- Gehen Sie abends erst dann schlafen, wenn Sie sich wirklich müde fühlen
- Verzichten Sie auf den Mittagsschlaf – er könnte den den Tag-Nacht-Rhythmus stören
- Trinken Sie 4 Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol und nach 16 Uhr kein Koffein mehr
- Treiben Sie Sport oder bewegen Sie sich zumindest regelmäßig an der frischen Luft
- Baldrian oder nicht gesüßter Kirschsaft können auf natürliche Weise beim Einschlafen helfen
- Sollten Sie tagsüber keine einschränkende Müdigkeit verspüren, ist Ihr Schlafbedürfnis offenbar tatsächlich gesunken – zwingen Sie sich nicht dazu, im Bett zu liegen, wenn Sie morgens früher als gewohnt aufwachen!
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Ist senile Bettflucht eine Krankheit?
Der Begriff „senile Bettflucht“ beschreibt keine echte Erkrankung. Vielmehr handelt es sich um eine scherzhafte Bezeichnung für ein mit zunehmendem Alter vermindertes Schlafbedürfnis. Üblicherweise ist früheres Erwachen im Alter keine Krankheit – lediglich in seltenen Fällen kann es Symptom einer „echten“ Erkrankung sein.
Sind Menschen mit seniler Bettflucht dement?
Ältere Menschen, die ein geringeres Schlafbedürfnis haben, sind meist nicht krank. Vielmehr verändert sich aufgrund hormoneller Umstellungen lediglich ihr Schlafbedarf. Der Begriff „senile Bettflucht“ ist daher als Scherzbezeichnung, nicht aber als echte Krankheitsdiagnose zu verstehen.
Kann man senile Bettflucht behandeln?
Senile Bettflucht ist keine echte Krankheit. Vielmehr handelt es sich um eine scherzhafte Umschreibung eines im Alter geringer werdenden Schlafbedürfnisses. Sofern ältere Menschen, die morgens früher aufstehen, nicht unter dem geringeren Nachtschlaf leiden, ist meist keine ärztliche Behandlung notwendig.
Quellen
Schlafstörungen im Alter – Warum die Krankheit unterschätzt wird und was Betroffenen helfen kann; in: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/schlafstorungen-im-alter-warum-die-krankheit-unterschatzt-wird-und-was-betroffenen-helfen-3059.php; Stand: 2009 (zuletzt abgerufen am 08.10.2021)
Andrew S. P. Lim et al: Sleep is related to neuron numbers in the ventrolateral preoptic/intermediate nucleus in older adults with and without Alzheimer’s disease; in: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25142380/; Stand: 20.08.2014 (zuletzt abgerufen am 08.10.2021)
Warum ältere Menschen oft schlecht schlafen; in: https://www.netdoktor.ch/news/warum-aeltere-menschen-oft-schlecht-schlafen/; Stand: 15.08.2014 (zuletzt abgerufen am 08.10.2021)
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